Im Mittelalter wurden verschiedene natürliche Stoffe verwendet, auf die die Menschen in Europa Zugriff hatten. Künstliche Stoffe wie Polyester, Acryl, Viskose und co. gab es damals noch nicht. Aber welche Stoffe genau fanden im Mittelalter die meiste Verwendung?
Stoffe die im Mittelalter am gebräuchlichsten waren, waren Wolle und Leinen. Außerdem wurde seltenere Stoffe wie Seide und Mischstoffe sowie später auch Baumwolle in Adelskreisen genutzt. Verarbeitet wurden die Stoffe v.a. mittels Spinnen und Weben.
Wiese gerade diese Stoffe im Mittelalter Verwendung fanden und wie sie verarbeitet wurden, erkläre ich in diesem Artikel.
Wie haben sich Kleidungsstoffe im Mittelalter von heutigen Stoffen unterschieden?
Die am meistenutzen Stoffe im Mittelalter waren Wolle und Leinen in allen Verabeitungsweisen und Farben.
Heute sind circa 60% der Stoffe die in unserer Kleidung verwendet werden aus Plastik gemacht: Das sind synthetische Stoffe wie Polyester, Nylon, Acryl und andere. Diese Stoffe sind zwar günstig, aber bringen viele Probleme für die Umwelt mit sich. Alleine durch das Tragen und Waschen lösen sich täglich kleinste Mikroplastik-Teilchen, die die Umwelt und das Meer verschmutzen.
Aber das war nicht immer so – im Mittelalter waren Naturmaterialien das A und O der Kleidungswelt. Die Wahl auf die Stoffe fiel vor allem aufgrund ihrer Nützlichkeit. Das Wissen über die Verwendung von Stoffen im Mittelalter ist auch heute noch relevant, z.B. wenn es um umweltfreundlichere Kleidung geht.
Natürlich hat sich die Verwendung der Stoffe im Laufe der 1000 Jahre des Mittelalters auch etwas verändert. Wenn du also ein Kleidungsstück aus einem bestimmten Zeitraum des Mittelalters kaufen/selber machen möchtest, dann empfiehlt es sich, nochmal genau bezüglich dieses Zeitraums zu recherchieren.
Im folgenden gebe ich eine Übersicht über die verwendeten Stoffe während des gesamten Mittelalters.
Was waren die gebräuchlichsten Stoffe im Mittelalter?
Wolle
Schaftswolle kam im Mittelalter große Wichtigkeit zu. Denn sie hielt schön warm und schützte auch vor rauem Wetter.

Um groben Schmutz zu entfernen wurden die Schafe häufig vor der Schur durch fließendes Wasser getrieben. Nach dem Scheren wurde die Wolle dann sortiert (nach Haarqualität, Farbton) und wenn nötig weiter gewaschen. Anschließend musste die Wolle gekämmt (kardiert) werden, um einen gleichmäßigen Faden für das Spinnen zu gewinnen.
Ob die Wolle von anderen Tieren, wie z.B. Ziegen, verwendet wurde ist nicht bekannt. die Schaf- und Ziegenarten, aus deren Wolle Merino und Cashmere gemacht werden, kamen im 13. Jahrhundert noch nicht in unseren Breiten vor und spielten somit höchstwahrscheinlich auch keine Rolle im Mittelalter.
Aber wenn man von Wolle spricht, muss man bedenken, dass die Wolle im Mittelalter noch andere Eigenschaften hatte als sie das heute meistens tut.
Heute wird die Schurwolle meistens chemisch behandelt, um sie flauschig-weich, filzsicher und geruchsneutral zu machen. Dazu wird ihr das Wollfett (Lanolin) fast komplett entzogen.
Im Mittelalter standen jedoch andere Eigenschaften im Vordergrund: Die Wolle sollte vor allem wetterfest sein!
Stattdessen waren die meisten Kleidungsstücke bzw. Stofffragmente aus Wolle, die aus dem Mittelalter noch erhalten geblieben sind, mehr oder weniger stark gewalkt. Durch das Walken wird bei einem gewebten Wollstoff eine Verfilzung der Fasern herbeigeführt, sodass der Stoff dicker, strapazierfähiger und wetterfester wird.
Seit dem Hochmittelalter wurde das Walken in sogenannten Walkmühlen vorgenommen. Dazu wurde mit Hämmern unter fließendem Wasser auf die gewebte Wolle eingeschlagen, um sie zu verfilzen.

Um heutzutage ähnlich verarbeitete Wolle wie damals zu finden, muss man manchmal etwas suchen. Zudem sollte man sich vor dem Wollkauf über die Haltung der Schafe informieren, die in der insdustriellen Wollzucht leider heute oft nicht tiergerecht ist.
Leinen
Ein weiterer sehr wichtiger Stoff im Mittelalter war Leinenstoff. Dieser wurden aus der einjährigen Flachspflanze (Linum usitatissimum, dt. der sehr nützliche Lein oder die nützlichste aller Pflanzen) gemacht, aus deren Samen ebenfalls Öl gewonnen wird.
Tatsächlich war Deutschland im 12. und 13. Jahrhundert im Flachsanbau weltweit führend. Besonderns viel Flachs wurde in Schlesien, Schwaben und Westfalen angebaut.
Die Produktion des Leinenstoffes war relativ aufwendig – mehere Arbeitsschritte waren notwendig um aus der Pflanze ein Garn zu gewinnen. Denn um das Garn herstellen zu können, müssen die Fasern aus der Pflanze gewonnen werden. Die Faserbündel sind aber in dem Stängel zwischen mehreren Schichten versteckt.
In diesem Querschnittsbild kann man die Schichten in einem Flachsstengel sehen:

Im ersten Arbeitsschritt musste der Flachs mit den Wuzeln aus dem Boden gerissen (gerupft) werden, da die zur Garnherstellung benötigten langen Fasern bis in die Wurzeln reichen. Die herausgezupfte Pflanze wurde dann getrocknet, damit die Samenkapseln mit einem Metallkamm abgestreift (geriffelt) und zu Öl verarbeitet werden konnten.
Anschließend folgten die weiteren Schritte zur Gewinnung des spinnfähigen Garns: Die Fasern mussten aus dem Stengel herausgelöst werden. Dies ist nicht so einfach, da die einzelen Schichten des Flachs durch Pflanzenleim (Bast oder Pectin) fest zusammengehalten werden.
Das Lösen aus dem Stengel wurden mit dem Arbeitsschitt der sogenannten „Röste“ erledigt. Man hat das Lösen entweder dadruch bewerkstelligt, dass man die Flachsstengel auf dem Feld gebündelt trocknen und rotten lassen hat oder indem man diesen Prozess durch das Einlegen in Wasser noch beschleunigt hat (Röst- und Rottegruben).

Durch die Röste löst sich der Pflanzenleim, sodass sich sich der Verbund der eizelnen Schichten lockert. Im Schirtt darauf werden die Stengel getrocknet. Dann müssen die holzigen Teile des Stengels (z.B. die Rinde) entfernt werden.
Danach wird das Flachsstroh in einer Flachsbreche gebrochen, sodass die Fasern zum Vorschein kommen.

Mit einem hölzernen Schwingmesser werden holzartige Teile auf dem Schwingbock abgeschlagen.

Zuletzt werden die Fasern gehechelt – sie werden durch immer feinere Eisenkämme gezogen, sodass der restliche Pflanzenleim, ürbige Holzteilchen und sehr kurze Fasern herausgekämmt werden.

Erst nach all diesen Schritten hat man die Flachsfasern isoliert und kann sie verspinnen.
Welche weiteren Stoffe wurden im Mittelalter verwendet?
Desweiteren wurden Seide und später auch Baumwolle sowie Mischgewebe mit diesen beiden Stoffen verwendet. Diese waren jedoch häufig den höheren Klassen vobehalten, da sie auch teurer waren.
Seide

Echte Seide wird aus den Kokons der Maulbeerspinner-Raupe (Bombyx Mori) gewonnen. Hierzu werden die Kokons in heißem Wasser eingeweicht und die einzelnen Fäden abgewickelt und auf Haspeln getrocknet. Anschließend wird der Seidenbast, den die Raupe zum Verkleben des Fadens benutzt, in Seifenwasser entfernt und der Faden „beschwert“, d.h. in einer Metallsalzlösung (meist Zinnverbindungen) gebeizt (getränkt). Nun kann die Seide gefärbt werden.
Die Seidenproduktion ist bereits seit Jahrtausenden in China bekannt. Im Jahre 552 n.Chr. wurden die berühmten byzantinischen Seidenwebereien in Konstantinopel gegründet.
Da der Aufwand der Seidenproduktion recht hoch ist (Anpflanzung von Maulbeerbäumen, tägliche Fütterung der Raupen, geringe Ausbeute, etc.), werden auch sämtliche Reste zu minderwertigerer Seide (z.B. ungleichmäßige Schapp- oder Bouretteseide) verarbeitet.
Die sogenannte Wild- oder Tussahseide wird aus den Kokons des wildlebenden asiatischen Eichen- oder Tussahspinners (Antheraea pernyi u. A. mylitta) gewonnen, deren Kokons nicht haspelbar sind und ist für eine hochmittelalterliche Darstellung nicht geeignet.
Brokat
Ein sehr luxuriöser Stoff war der Brokat. Dabei handelte es sich um Seidengewebe, das mit hauchdünnen Edelmetallstreifen (z.B. Gold, Silber) zu komplexen Mustern verwoben wurde.

Damast
Damast war ein Seidenstoff, der ebenfalls eingewebte Muster enthielt. Jedoch wurden hier keine Gold- oder Silberfäden verwendet, sondern andersfarbige Seide.
Zusätzlich wurden die Stoffe oft noch mit Edelsteinen oder Perlen bestickt.

Sâmit
Samit war ein weiterer Seidenstoff, der doppellagig gewebt und gemustert war.
Zu beachten ist, dass Samit nicht das gleiche ist wie der heutige Samtstoff.

Gemusterter Samit (Kermesfärbung), Gold- und Seidenstickerei, Perlen, Gold, Zellenschmelz, Edelsteine
H: 146 cm, B: 345 cm
Baumwolle
Im 12. Jahrhundert wurden Baumwollstoffe aus Asien zunächst in Oberitalien verarbeitet.
In Deutschland ist die Verarbeitung von reiner Baumwolle ohne Beimischungen allerdings erst ab 1360 n.Chr. nachgewiesen und damit erst im Spätmittelalter zu verorten.
Wenn man also eine Bewandung aus dem Früh- oder Hochmittelalter nachbilden möchte, ist ein reiner Baumwollstoff nicht die authentischste Variante.

Barchent
Als die Verarbeitung von Baumwolle im 12. Jhd. in Oberitalien begann, wurden allerdings auch zunehmend Mischgewebe aus Leinen und Baumwolle nach Deutschland eingeführt: das Barchent.
Dieser Mischstoff entstand durch das Weben von Baumwoll-Schussfäden auf Leinenketten. Diese Vorgehensweise wird auf der folgenden Abbildung verdeutlicht:

Barchent erfreute sich schnell großer Beliebtheit. Im Vergleich zu reinen Leinen hatte der Mischstoff nämlich den Vorteil, dass er leichter und geschmeidiger war und sich aufgrund des Baumwoll-Anteils auch leichter färben ließ.
Tatsächlich verdrängte die Barchent-Weberei ab dem 14. Jhd. größtenteils die traditionelle Leinenweberei.
Die Herstellung und Verarbeitung der Stoffe im Mittelalter
Spinnen
Um aus vielen losen Fasern ein Garn zu gewinnen, müssen diese miteinander verdrillt werden. Schon in der jüngeren Steinzeit geschah dies mit der einfachen Handspindel.
Diese besteht aus einem ca. 30 cm langen geraden Holzstab. Am unteren Ende befindet sich der sogenannte Wirtel, ein Schwunggewicht, das meist aus Ton, aber auch Stein, Knochen oder Holz, hergestellt wurde. Eine kleine Nut am oberen Ende des Stabes dient zur Aufnahme des Fadens, damit er beim Spinnen nicht von dem glatten Holz abrutscht.

Man nimmt nun beispielsweise etwas von der gekämmten Wolle, zupft einige Haare aus dem Knäuel hervor und verdreht diese mit den Fingern zu einem provisorischen Faden. Das Ende wickelt man in die Nut des Holzstabes, wo man den Faden mit einem Schlingknoten befestigt. Nun nimmt man die Wolle in die linke Hand und etwas von der Wolle zwischen Daumen und Zeigefinger. Mit der rechten Hand versetzt man die an dem provisorischen Faden hängende Spindel in Drehung. Während sich die Spindel Richtung Boden dreht, zupft man mit der Hand weitere Fasern aus dem Vorrat. Die Drehung der Spindel verdrillt die einzelnen Haare umeinander, so daß ein durchgängiger Faden entsteht. So geht man weiter vor, bis die Spindel mit ihrer Spitze den Boden erreicht hat, löst den Schlingknoten, wickelt den gesponnenen Faden um den Holzstab und befestigt den Faden wieder mit einem Schlingknoten. Nun kann mit dem Spinnen fortgefahren werden.
Weben
Weben ist die kreuzweise Verbindung von senkrechten Kett- und waagerechten Schußfäden zu einem zusammenhängenden Gewebe.
Dies geschah bis zur Einführung des waagerechten Trittwebstuhls im 13./14. Jhd. überwiegend mit dem Gewichtswebstuhl. Dieser Hochwebstuhl funktioniert nach einem einfachen Prinzip: Auf zwei schräg gegen die Wand gelehnten Ständern liegt der sogenannte Tuchbaum. Von diesem hängen die senkrechten Kettfäden herunter und werden unten durch Gewichte straff gehalten.


Die Kettfäden werden in Gruppen eingeteilt. Je nachdem, wie diese Einteilung geschieht, ergeben sich unterschiedliche Webmuster (Bindungen). Die einfachste ist sicherlich die Tuch- oder Leinwandbindung. Hierbei trennt man jeden zweiten Kettfaden durch den Trennstab, der im unteren Drittel des Webstuhles angebracht wird. Da der Webstuhl schräg steht, fallen die Kettfäden, die nicht vom Trennstab gehalten werden, senkrecht nach unten. Das natürliche Fach entsteht. Nun führt man durch dieses natürliche Fach den waagerechten Schußfaden und schlägt ihn nach oben mit dem Webschwert oder der Hand fest an.
Das zweite Fach wird mit Hilfe des Litzenstabes gebildet. Die nicht vom Trennstab gehaltenen, senkrecht nach unten gespannten Kettfäden sind mit diesem durch Schlingösen verbunden. Zieht man nun den Litzenstab nach vorn, gleiten die daran befestigten Kettfäden zwischen den anderen Kettfäden hindurch und bilden das künstliche Fach. Durch dieses wird wiederum der Schußfaden geführt und nach oben angeschlagen. Durch Lösen des Litzenstabes gleiten die Kettfäden zurück und es bildet sich wieder das natürliche Fach. Je nach Bindung wird mit unterschiedlich vielen Litzenstäben gearbeitet. Der fertige Stoff wird auf dem Tuchbaum aufgewickelt.

Webarten
Die Tuchbindung war der Klassiker unter den Webarten, welche häufig für das Weben von Leinen verwendet wird. Dabei verläuft der Schußfaden jeweils abwechselnd vor und hinter einem Kettfaden.

Neben der Tuchbindung, gab es verschiedene andere Webarten. Zu den häufig verwendeten zählt auch die Köperbindung.
Hier läuft der Schußfaden in der ersten Webreihe beispielsweise jeweils hinter und vor zwei Kettfäden (2/2-Köper). In der zweiten Reihe verschiebt sich dies um je einen Faden, so daß ein diagonal verlaufendes Webmuster entsteht.

Von der Köperbindung gibt es zahlreiche Variationen, wie Diamant- und Spitzköper oder Fischgratbindung. 2/1-Köper, bei der der Schußfaden vor zwei und hinter einem Kettfaden verläuft, ergibt bei unterschiedlicher Färbung von Kette und Schuß ein Doubleface-Gewebe, bei dem auf der Vorderseite stärker die Farbe des Schußfadens, auf der Rückseite die der Kettfäden hervortritt (deutlich zu erkennen z.B. bei Jeans).





Durch die größere Anzahl der Fadenverkreuzungen ergeben Tuchbindungen festere Gewebe als Köperbindungen. Durch die unverkreuzte, glatte Führung des Schußfadens über mehrere Kettfäden, weisen Gewebe z.B. in Atlasbindung häufig einen schönen Glanz auf.
Die Breite der Stoffe wurde durch die Armlänge der Weber begrenzt – die ja die Schußfäden durch die Fächer reichen mußten – und betrug meist zwischen 60 und 90 cm. Erst die Einführung des horizontalen Trittwebstuhles, der ein „Durchschießen“ des Webschiffchens auf den horizontal verlaufenden Kettfäden erlaubte, machte die problemlose Herstellung breiterer Gewebe möglich.
Die Webdichten waren sehr unterschiedlich. Grobe Wollgewebe weisen bis zu 30 Fäden auf 2 cm auf, mittlere 30-40, feine 40-50 und sehr feine bis zu 120 (Textilfunde aus Haitabu).
Die übliche Maßeinheit für Stoff war die Elle, jedoch konnte die absolute Größe der Elle regional sehr unterschiedlich ausfallen. Unter Einbeziehung verschiedener zeitgenössischer Texte macht es aber Sinn, eine Elle mit ca. 45 cm anzunehmen.
Mehr Infos zu Webarten im Mittelalter findet man auf der Seite der Zeitensprung Handweberei.
Stoffbehandlung
Da Kleidung in erster Linie vor Witterungseinflüssen schützen sollte, mußten die Stoffe entsprechend strapazierfähig, wasserabweisend, winddicht und wärmend sein. Hält man Stoff gegen das Licht, erkennt man unzählige „Löcher“ im Gewebe, durch die nicht nur Licht, sondern auch Wind und Nässe dringen können, was durch das entsprechende Ausrüsten des Gewebes eingeschränkt werden kann. Dazu dienten bei Wollgeweben hauptsächlich folgende Methoden:
Das in der Wolle enthaltene Wollfett (Lanolin) hält die Fasern geschmeidig und bereits relativ wasserabweisend. Um das Gewebe weiter zu verdichten, kann man es walken. D.h. unter Druck (Treten des Stoffes mit dem Füßen), Wärme und Zugabe einer Walkflüssigkeit (z.B. Tonerde und heißem Wasser) quellen die Fasern auf und verfilzen miteinander, so daß die Weblöcher geschlossen werden und ein gleichmäßiges dichtes Tuch entsteht. Diese Art der Walke ist bereits seit der Bronzezeit bekannt. Später gab es auch spezielle Walkmühlen, deren Benutzung allerdings abgabepflichtig war. Zur weiteren Veredelung von Wollgeweben nach dem Walken gehört das Aufrauhen mit Wollkratzern oder Kardedisteln. In diesem gerauhten Gewebe bilden sich isolierende Luftpolster, die sowohl vor Kälte als auch vor Wärme schützen. Die so behandelten Stoffe ähneln unseren heutigen Lodenstoffen.
Rohhanf und -leinen hat eine bräunliche bis grünliche Färbung. Um den Stoffen einen reineren Weißton zu verleihen, wurden sie gebleicht. Dazu wird der nasse Stoff bei Sonnenschein im Gras ausgebreitet. Das Sonnenlicht wandelt das Wasser zum Teil in Wasserstoffperoxid um, welches einen entfärbenden Einfluß hat. Die chemische Wirkung wird bei dieser Rasenbleiche durch den Sauerstoff, der durch Assimilation bei Sonnenlicht im Gras entsteht, ausgelöst.
Quellen
- Vox (2019). More than ever, our clothes are made of plastic. Just washing them can pollute the oceans. https://www.vox.com/the-goods/2018/9/19/17800654/clothes-plastic-pollution-polyester-washing-machine
- Wikipedia. Walkstoffe. https://de.wikipedia.org/wiki/Walkstoffe
- Purrucker, Barbara, Hochmittelalterliche Bauernkleidung, Sonderausgabe aus „Waffen- und Kostümkunde“ Zeitschrift der Gesellschaft für historische Waffen- und Kostümkunde, 1998
- Staatliches Museum für Naturkunde und Vorgeschichte (Hrsg.), Experimentelle Archäologie im Museumsdorf Düppel, Neues aus dem Mittelalter, Oldenburg: Isensee, 1996
- Hägg, Inga, Berichte über die Ausgrabungen in Haitabu, Bericht Nr. 20 – Die Textilfunde aus dem Hafen von Haitabu, Karl Wachholtz Verlag, 1985
- Hägg, Inga, Berichte über die Ausgrabungen in Haitabu, Bericht Nr. 29 – Die Textilfunde aus der Siedlung und aus den Gräbern von Haitabu, Karl Wachholtz Verlag, 1991
- Buhmke, Joachim, Höfische Kulter- Literatur und Gesellschaft im hohen Mittelalter, DTV München, 1987/1988
- Gurjewitsch, Aaron J., Stumme Zeugen des Mittelalters – Weltbild und Kultur der einfachen Menschen, Böhler verlag Köln, 1997
- Haussherr, Reiner (Hrsg.), Die Zeit der Staufer, Katalog zur Ausstellung, Württembergisches Landesmuseum, Stuttgart 1977
- Dr. rer. nat. Schwepp, Helmut, Handbuch der Naturfarbstoffe, ecomed Verlagsgesellschaft, Landsberg/Lech 1993