Sancta Colonia: Darum war Köln im Mittelalter heilig

Kölner Dom

Köln war im Mittelalter eine der bedeutsamsten Städte Deutschlands. Sie war nicht nur eine Handelsmetropole, sondern auch eine der wichtigsten Städte für die Kirche. Warum Köln so eine Bedeutung für Gläubige gewann und den Namen Sancta Colonia erhielt, erkläre ich in diesem Artikel.

Warum wurde Köln im Mittelalter auch Sancta Colonia genannt?

Köln erhielt im Mittelalter den Namen Sancta Colonia (dt. „Heiliges Köln“), weil zahlreiche wertvolle Reliquien, wie die Gebeine der heiligen drei Könige, im Besitz der Stadt waren. Die Stadt wurde daher zu einem der wichtigsten Wallfahrtsorte im Mittelalter.

Der Name Köln kam dabei ursprünglich von dem Namen, den die Römer der Region im Rheinland gaben, als dort 50 n. Chr. eine römische Kolonie gegründet wurde. Köln bedeutet nämlich eigentlich nur „Kolonie“. Genau hieß diese Colonia Claudia Ara Agrippinensium (dt. „Claudische Kolonie der Agrippinenser“), nach der römischen Kaiserin Agrippina.

Aus dem lateinischen Colonia wurde mit der Zeit dann der Name Coellen und letztendlich Köln.

Aufgrund der heiligen Relikte, die sich zu dieser Zeit in der Stadt befanden, bekam Köln im 12. Jahrhundert den Beinamen „Sancta“ (dt. „Heilige). Damit stieg Köln zu einem der wichtigsten Walfahrtsorte für christliche Pilger aus ganz Europa auf.

Die Wichtigkeit der Bezeichnung „Sancta Colonia“ wird besonders deutlich, wenn man sich vor Augen führt, dass Köln, neben Jerusalem, Konstantinopel (heute Istanbul) und Rom, die einzige Stadt war die sich dank der Bezeichnung Sancta im Stadtnamen heilig nennen durfte.

Die Gebeine der Heiligen Drei Könige kommen nach Köln

Aber was waren das für Relikte, die die Stadt plötzlich heilig machten? Neben weiteren Relikten, wie den Gebeinen der heiligen Ursula, der Petruskette u. a., waren es vor allem die Gebeine der Heiligen Drei Könige, die Köln zu einem der wichtigsten Pilgerorte seiner Zeit machten.

Im Jahr 1164 ließ der Erzbischof Rainald von Dassel die Gebeine der Heiligen Drei Könige von Mailand nach Köln bringen.

Der Legende nach sollen sie ursprünglich von der Heiligen Helena (Mutter des römischen Kaisers Konstantin) 326 auf einer Reise von Palästina nach Konstantinopel (heute Istanbul) gebracht worden sein. Von dort aus seien sie circa im 5. Jahrhundert nach Mailand gelangt.

Heute stimmt man überein, dass die Gebeine allerdings nicht wirklich von den Drei Königen stammten, da es keine stichhaltigen Beweise gibt.

Die beiden „Spitzen-Reliquien“ Kölns (Gebeine der Heiligen Drei Könige und Gebeine der heiligen Ursula) wurden dennoch – auch dank guten Marketings – als Heiltümer berühmt. Mit der Zeit entwicklte sich Köln daher, nach Rom, zum zweitgrößten europäischen Wallfahrtsort.

Eigens für die Aufbewahrung der Gebeine der Heiligen Drei Könige, wurde zwischen 1190 und 1225 der prachtvolle Dreikönigenschrein aus Gold gefertigt. Dieser gilt als eines der besten Goldschmiedewerke des gesamten Mittelalters. Zunächst stand er noch in einem alten Dom in Köln.

Dreikönigenschrein des Goldschmieds Nicholas von Verdun im Kölner Dom. (Quelle: Beckstet, CC BY-SA 3.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0, via Wikimedia Commons)

Ein neuer Dom für die wertvollen Reliquien

Nachdem der Dreikönigenschrein errichtet war, wurde entschieden, dass ein angemessener, beeindruckender Dom hermusste. Das Ergebnis dieses Dom-Neubaus war der heute weltberühmte Kölner Dom, der heute das Wahrzeichen der Stadt und ihr größter Touristen-Magnet ist. Im Jahr 1248 wurden die Grundsteine für den Bau gelegt.

Nach der Fertigstellung wurde der Dreikönigenschrein samt der Reliquien der Heiligen Drei Könige in den neuen Dom gebracht, wo sie noch bis heute zu finden sind.

500.000 Pilger kamen jährlich nach Köln

Die Überführung (sogenannte Translatio) der Knochen der heiligen drei Könige in die Stadt am Rhein war damit das wohl wichtigste Ereignis für die Entwicklung der Stadt Köln im Mittelalter. Durch die Reliquien und starke Präsenz der Kirche in Köln, wurde Köln zur mittelalterlichen Pilgerstadt und bekam seinen Dom.

Dieser Tag wird tatsächlich auch noch bis heute gefeiert. Vor kurzem fand sogar der 850. Jahrestag statt. Auch im Stadtwappen von Köln finden sich immer noch drei Kronen, welche für die Drei Heiligen Könige stehen.

Im Jahr kamen um die 500.000 Pilger nach Köln. Neben Rom und Santiago de Compostela, war das mittelalterliche „Sancta Colonia“ damit eine der drei wichtigsten Pilgerstätten des Mittelalters.

Selbst die Könige und Fürsten Europas kamen damals angereist, um die Heiligtümer zu sehen. Die deutschen Könige, die in Aachen gekrönt wurden, pilgerten beispielsweise anschließend nach Köln zu den Reliquien. Daher hießt die Straße zwischen Aaachen und Köln Krönungsstraße.

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